Von Arbeitgebern ausgebeutet, misshandelt oder vergewaltigt, kehren sie traumatisiert zurück. Medina sagt: “Ich muss das Risiko eingehen. Wir haben keine andere Wahl.” Sie bittet Mastebal nun um ein Hormonstäbchen, einen schmalen Stift, der an der Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben wird und drei Jahre lang als Verhütungsmittel wirkt. Medina wird erst Kinder bekommen können, wenn sie wieder zu Hause ist.
Die Gesundheitsstation von Galemot in der Projektregion Borena besteht aus vier einfachen grauen Bungalows. Die äthiopische Regierung hat sie vor etwa sechs Jahren am Dorfrand errichtet, um die wachsende Bevölkerung rund um die Bezirkshauptstadt Mekane Selam besser medizinisch zu versorgen. Doch es mangelt den Mitarbeitern an medizinischem Gerät, Medikamenten und zum Teil auch Knowhow.
Deshalb unterstützt die Stiftung Menschen für Menschen sie mit Material, Fortbildungen und Fachkräften. Ein Schwerpunkt der Hilfe stellen die Angebote rund um Verhütung und Geburt dar. “Bis vor ein paar Jahren brachten die Frauen aus den Dörfern ihre Kinder zu Hause zur Welt”, sagt Mastebal Alebachew. “Jede kleine Komplikation drohte zu einer ernsten Gefahr für Mutter und Kind zu werden.”
Doch mittlerweile haben sich die Vorteile der Hilfsangebote herumgesprochen, und die Menschen suchen Hilfe in der Station. Junge Paare, die eine Familie planvoll gründen wollen, informieren sich über Verhütungsmethoden wie die Dreimonatsspritze oder Hormonstäbchen. Schwangere lassen sich untersuchen und bringen ihre Kinder in der Gesundheitsstation zur Welt. Ein bis zwei Kinder pro Tag werden mittlerweile hier geboren. Menschen für Menschen fördert die Arbeit der Station mit medizinischem Gerät, Impfstoffen und Medikamenten. Mitarbeiter der Stiftung schulen das Personal der Station und betreuen Mütter und Babys, damit Probleme frühzeitig erkannt werden können.
Im Behandlungsraum nebenan hat Mekka Deresse, die im dritten Monat schwanger ist, Platz genommen. Die 18-Jährige ist bereits zum zweiten Mal hier. Ein Mitarbeiter der Gesundheitsstation stellt ihr eine Reihe von Routinefragen und notiert die Antworten auf einem Aktenblatt. Er misst Mekkas Größe, ihr Gewicht und ihren Blutdruck. Dann folgen eine Tetanus-Impfung, ein HIV-Schnelltest. Abschließend nimmt er ihr ein wenig Blut für weitere Untersuchungen ab.