Es fällt Kaulet Kassie nicht leicht, über Jemalu zu sprechen, ihren ersten Sohn. Sie war erst 17, als sie den Jungen zur Welt brachte – ein gesundes Baby, so sah es jedenfalls zunächst aus. “Er kam ein paar Wochen zu früh, aber sonst schien alles in Ordnung mit ihm”, erzählt sie. Acht Tage später war nichts mehr in Ordnung. “Jemalu wollte meine Brust nicht mehr”, sagt Kaulet. Erst schrie der Junge. Dann wurde er immer stiller. Zwei Wochen nach seinem Geburtstag starb Jemalu in den Armen seiner verzweifelten Mutter. Fünf Jahre ist das jetzt her.
Kaulet, mittlerweile 22 Jahre alt, ist wieder schwanger. “Im vierten Monat”, sagt sie, lächelt und streichelt den runden Bauch unter ihrem Gewand. Wie viele Frauen aus der Projektregion Legehida ist sie an diesem Samstag in das Dorf Sedere gekommen, um an einem Training teilzunehmen, das Menschen für Menschen gemeinsam mit der Gesundheitsbehörde Schwangeren und Müttern von Neugeborenen anbietet. Kaulet ist einen halben Tag marschiert, um aus ihrem Heimatdorf nach Sedere zu kommen. Sie ist gespannt, was sie hier in den nächsten Tagen erwartet. “Diesmal will ich alles richtig machen”, erklärt sie.