#section–hero-block_ba4502202b9da1731397b186b0e0146f

Geld vom Feld

Projektgebiet: Boreda
Schwerpunkt: Landwirtschaft
Veröffentlicht: 09.07.2024
#section–text-block_30e320d0999ca4e162f1f567bc09c102

Der Dezember ist Chepo Madas Lieblingsmonat. Nach den vielen Wochen der harten Arbeit auf dem Feld kann der Landwirt endlich ernten, was er gesät und gepflegt hat. Süßkartoffeln, Mais, weiße Bohnen, Maniok und Ingwer – das hat er bislang auf seinem etwa einen Hektar großen Feld im Dorf Kawlo im Projekgebiet Boreda angebaut. Im Dezember sind auch die Bananen in Chepos Garten reif genug, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Umgerechnet 60 bis 70 Euro verdient der hagere 69-Jährige pro Jahr damit.

Allzulange reichen die Erntevorräte für seine insgesamt 14-köpfige Familie – Frau, Kinder und Enkelkinder – jedoch nicht. Schon Monate bevor der nächste Erntemonat Dezember ansteht, sind sie darauf angewiesen, auf dem lokalen Markt ihre Lebensmittel einzukaufen. „Das ist die härteste Zeit im Jahr”, erklärt Chepo. Denn das Einkommen aus dem Verkauf der Bananen ist recht schnell erschöpft. Und auch der Verdienst seiner zwei ältesten Söhne, die im Hof kleine Holzmöbel herstellen und sich als Viehhändler verdingen, ist zu gering, um alle zu ernähren. „Wir müssen uns die Zutaten für die Mahlzeiten dann gut einteilen”.

#section–text-with-picture-block_f05301a1c96b8b8946b15af95763904f

Hinzu kommt, dass es in den vergangenen Jahren im Dorf Kawlo oft viel zu trocken war. „Vor drei Jahren war es am schlimmsten”, berichtet Chepo. Eine verheerende Dürre traf die Region im südlichen Äthiopien. Ohne Regen ging alles auf Chepos Feld ein. „Es war schrecklich”, erinnert sich der Bauer. Ihm blieb damals nichts anderes übrig, als die Händler auf dem Markt zu bitten, ihm auch ohne Geld Gemüse und Getreide zu geben, das er dann im darauffolgenden Jahr verzinst bezahlte. „Gott sei Dank ließen sie sich darauf ein”, sagt er.

#section–heading-separator-block_6ee5cbcdf0a0e23f3384541650ea22ec

Landwirtschaftliche Schulung in Agroforstwirtschaft

#section–text-block_b5c0da99804b65887f0b73bbbacef13a

Im Sommer 2023 erhielt Chepo daher von der nahegelegenen Baumschule der Stiftung über 20 Avocado- und einige Papayasetzlinge, zudem 300 Kaffeesträucher. Zweimal in der Woche hat ihn seitdem der Entwicklungsberater der Stiftung besucht. Er zeigte ihm, wie er die Bäume und Sträucher nach dem Prinzip der Agroforstwirtschaft anordnet, damit sie sich gegenseitig Schatten spenden und sich in ihrem Wachstum unterstützen. Chepo lernte, um die Stämme Mulchen aus Stroh und Ernteabfällen anzulegen, um den Boden besser gegen Trockenheit und Verdunstung zu schützen. Und er begann, zwischen den Setzlingen Gemüse anzupflanzen. Das Saatgut erhielt er ebenfalls von Menschen für Menschen.

#section–heading-separator-block_28671e40147bcd1d8f35765fc826aa06

Vielfältiger Speiseplan dank neuer Obst- und Gemüsesorten

#section–text-block_23e913ff01d412b36ade0d0a7b9defd7

„Keiner im Dorf kannte Karotten”, erzählt Chepos Ehefrau Lenke. Sie war eine der ersten, die das Wurzelgemüse probierte. „Ich finde sie super lecker!” Die 60-Jährige dünstet die Karotten, serviert sie mit Injera oder verarbeitet sie in einer Sauce. Auch ein Teil der ersten geernteten Rote Bete steht nun auf dem Speiseplan, den anderen Teil verkaufte das Paar auf dem Markt: 750 Birr, rund 12 Euro, haben sie damit auf Anhieb verdient.

#section–heading-separator-block_37b95bdf01743486c39a1d91270ce6ec

Ernährungssicherheit durch höheres Einkommen

#section–text-with-picture-block_d0b1d04898e977be6172641f30263d02

In rund drei Jahren kann die Familie mit weiter steigenden Einnahmen rechnen: Dann steht die erste Avocadoernte an und auch der Kaffee ist dann voll entwickelt. Allein mit den Kaffeekirschen kann Chepo umgerechnet mehr als 5.000 Euro im Jahr verdienen. Er hofft, dass er in naher Zukunft davon zwei Ochsen kaufen kann, die ihm auf dem Feld beim Pflügen helfen.

#section–text-block_4ed41997eabe061ee84b618305bbdf69

Irgendwann würde er gerne in ein Haus in der nächstgrößeren Stadt investieren, wo die Kinder wohnen könnten, wenn sie die weiterführende Schule besuchen. Doch am meisten freut es den Landwirt, dass sich die Familie ohne Probleme auf dem Markt mit Lebensmitteln eindecken kann: „Wir werden das ganze Jahr genug zu essen haben.”

#section–related-products-block_c0fff90e892ca1f51f37b08f965e94dd #section–button-block_60f2bd1f76fce1a9b6f3249e80cf12c1
#section–hero-block_447fa62a9b58a525614aa12034441343

Der Bienenmann

Projektgebiet: Kawo Koysha
Schwerpunkt: Landwirtschaft
Veröffentlicht: 18.10.2023
#section–text-block_5f9af35cbc03e72104e21e21aa46611b

Wie in vielen Regionen Äthiopiens halten sich zahlreiche Familien im Projektgebiet Kawo Koysha eigene Bienenvölker. Doch ihre traditionelle Imkerei wirft kaum Erträge ab und ist gefährlich. Menschen für Menschen organisiert mehrtägige Imker-Trainings, in denen sich die Landwirte weiterbilden – und so bald mit dem flüssigen Gold ihr Einkommen aufbessern.

#section–text-with-picture-block_ec28a38b34a57f3710e0c46e344f3f6f
Die Landwirte lernen in einer Schulung, wie die neuen Bienenkörbe mit Matsch verputzt werden.

Beherzt greift Ermias Ero in die matschige Erde unter seinen Füßen, bestreicht damit die Innenseite des Kastens aus  Bambusstöcken vor ihm im Gras. Mit der braunen Masse füllt er die Zwischenräume der Äste. „Verteile alles gleichmäßig”, ermahnt ihn einer der Männer, der wie Ermias Blaumann trägt und neben ihm am Boden hockt. „Unsere Bienen sollen sich darin ja wohlfühlen.” Gemeinsam mit 13 weiteren Männern haben die beiden am Vortag die Kisten gezimmert – als Teil eines zehntägigen Imker-Trainings, das Menschen für Menschen für sie organisiert hat.

#section–text-block_d0c98e3b8d6504f891f70b631373a41d

Die Landwirte lernten in dem Workshop außerdem, wie sie die Kästen sauber halten, die Bienen vor Vögeln und Eidechsen schützen und wie sie die Königin umsetzen und damit das ganze Bienenvolk.

Der Kurs schließt an die Jahrtausende alte Imkertradition Äthiopiens an. Mit geschätzt fünf Millionen Bienenstöcken und einer jährlichen Honigproduktion von mehr als 55.000 Tonnen ist das Land eines der größten Honigproduzenten der Welt. Der Honig wird exportiert, aber vor allem auch für die nationale Produktion des Honigweins Tej genutzt. Für viele Bauern ist die Imkerei eine wichtige Einkommensquelle, obwohl ihre Erträge meist eher mager ausfallen: Ihre traditionellen Bienenstöcke, Korbröhren oder ausgehölte Baumstämme, die hoch in Baumkronen aufgehängt werden, bringen nur wenige Kilogramm Honig. Sie lassen sich außerdem nur einmal nutzen, da sie bei der Honiggewinnung zerstört werden. Die Bauern werden bei der gefährlichen Ernte in luftiger Höhe oft völlig zerstochen oder stürzen sogar.

#section–text-with-picture-block_85c1ab42d7c66a80b326c82249311059
Die Landwirte erhalten zwei moderne Bienenstöcke von der Stiftung.

Um die Honigproduktion sicherer und ertragreicher zu machen, bietet Menschen für Menschen in den Projektgebieten die Imker-Trainings an und stattet die Landwirte mit modernen Bienenstöcken aus, aus denen man die einzelnen Waben herausnehmen kann.

#section–text-block_b6016eeb0850a5aa224265fb58a2af7c

Sie werfen 20 Kilogramm Honig oder mehr pro Ernte ab und sind wiederverwendbar. Die Bambuskisten sind eine vereinfachte Variante.

#section–heading-separator-block_97f03756237b6e877cf5747dfba27570

Wissen und Mittel

#section–text-block_be2d8cb181ebeec2a1ea3b5f097de66e

Als Mitarbeitende der Stiftung Menschen für Menschen in den Gemeinden Kawo Koyshas geeignete Landwirte suchten, fiel die Wahl schnell auf Ermias. Das Imkern liegt bei dem 31-Jährigen in der Familie. Sein Großvater hatte eigene Bienenvölker, ebenso sein Vater. „Leider starb er zu früh, um es mir beizubringen”, sagt Ermias. „Ich wusste bisher ehrlich gesagt nicht genau, was ich eigentlich tue.” Die Qualität seines Honigs schwankte. Das Nebenprodukt, feinstes Bienenwachs, warf Ermias achtlos weg. Er wusste nicht, dass sich damit ein sehr guter Preis erzielen lässt. Hinzu kam, dass Ermias und andere Landwirte in der Umgebung Opfer von Dieben wurden: „Sie kamen in der Nacht, vertrieben mit Rauch die Bienen, zerstörten die Bienenstöcke und nahmen mir den Honig”, berichtet er.

Während der letzten Ernte produzierte Ermias mit seinen verbliebenen drei Bienenstöcken vier Kilo Honig. Er verkaufte sie für 1.000 Birr, umgerechnet rund 17 Euro. Nahezu das einzige Einkommen des Familienvaters, der mit seiner Frau und fünf Kindern in der Gemeinde Zemo lebt. Das Ehepaar baut Mais, Süßkartoffeln, Casava, die Zwerghirse Teff, Zierbananen sowie Bohnen und ein wenig Kaffee an. Nur einen geringen Teil ihrer Ernte verkaufen sie, den Rest nutzen sie selbst. Zudem teilen sie sich die Ernte mit Ermias Mutter. „Dass ich durch das Imkern endlich mehr Geld für meine Familie verdienen kann, wird unser Leben total verändern”, sagt Ermias.

#section–double-image-block_5a223851c27483c30ab08daf6e9fc0a9
#section–text-block_b8a30114f30d7b82240116c4d04734b7

Der letzte Tag des Imker-Trainings ist fast vorbei. „Denkt daran, wenn der Schlamm getrocknet ist, müsst ihr noch eine Schicht Kuhdung hinzufügen”, sagt Trainer Ayele Bekele. „Das ist eine gute Isolierung für die Körbe und er vertreibt Parasiten.” Ayele ist einer von zwei Mitarbeitenden der örtlichen Landwirtschaftsbehörde, die den Workshop leiten. Menschen für Menschen kümmert sich neben der Auswahl auch um den Transport der Teilnehmenden zur Baumschule der Stiftung, in der der Imkerkurs stattfindet. Jeder der Männer erhält eine Sicherheitsausrüstung bestehend aus Imkerhut und Blaumann sowie zwei moderne Bienenstöcke als Starter-Set.

#section–heading-separator-block_2883a8126be38626681c8123a06ea660

Modellbauern als Vorbild für andere

#section–text-block_76361f8c19192b33ca663f2ab8b5effb

Ermias und die anderen  Landwirte sollen, so die Hoffnung von Menschen für Menschen, in ihren Gemeinden zu sogenannten Modellbauern werden. Entwicklungsberater der Stiftung werden sie in den nächsten Wochen intensiv bei den nächsten Imkerschritten begleiten. Außerdem erhalten die Landwirte Avocado-, Papaya- und Kaffeesetzlinge, sowie verbessertes Gemüsesaatgut und Schulungen in Agroforstwirtschaft. „Wenn ihre Nachbarinnen und Nachbarn die Erfolge sehen, wollen sie ebenfalls mit uns zusammenarbeiten”, erklärt der Projektleiter Zerihun Gezahegn. Die Gemeindemitglieder lernen voneinander. „Ich musste ohne das Wissen meines Vaters klarkommen”, sagt Ermias. „Umso wichtiger ist es, dass ich meines nun mit meinen Kindern und dem ganzen Dorf teile.”

#section–related-products-block_674c717f5e16b1243e64bb81caeb7185 #section–button-block_3d3e9503d55e0345f64876825c31dd43
#section–hero-block_1b5b065552856c58557addd0d7e4d484

Borena, ein gewagter Plan, der Früchte trägt

Abgeschlossenes Projektgebiet Borena (2011 – 2023)
Schwerpunkt: Landwirtschaft
#section–text-block_b8ada331565b52f44de7c4ea58b89e62
#section–text-with-picture-block_95d27471b28d67fae50cda3e461dbc36

Vor drei Jahren erzählten Mitarbeitende von Menschen für Menschen dem Kleinbauern Belay Gebeye aus dem Dorf Miskabe im Projektgebiet Borena von einer Frucht, die ihm zu ein wenig Wohlstand verhelfen könnte: dem Apfel.

#section–text-block_73a049a0d44f67111fe78206f49b1fa4

Belay ist 68 – in Äthiopien ein hohes Alter. Er hatte noch nie einen Apfel gesehen und wagte dennoch etwas Neues. Er pflanzte 20 kniehohe Apfelsetzlinge auf seinem Feld. Heute steht Belay zwischen 60 teils mannshohen Apfelbäumen. Er kann zwei Mal im Jahr ernten und die Früchte auf dem Markt verkaufen. Äpfel sind in Äthiopien begehrt, wer es sich leisten kann, zahlt den Stückpreis von 5 Birr, umgerechnet 22 Cent.

Rund 2.000 Birr, also knapp 90 Euro, setzt Belay heute pro Ernte um. Viel mehr als Getreide auf der gleichen Fläche einbringen würde. Fünf Bauern in Miskabe sind Belays Beispiel schon gefolgt. Menschen für Menschen stattete sie mit Baumscheren aus und schulte sie im Schneiden der Bäume, um damit deren Ertrag zu erhöhen. In der Projektregion Borena hat die Stiftung bereits 9.800 Apfelbaumsetzlinge verteilt. Mit ihnen wächst für Kleinbauern ein wenig Sicherheit heran.

#section–related-products-block_7c5078ff8f292bc78e8a0ffa90ca41f2 #section–button-block_9a9ccce8058bb33543afc3702674c2f1
#section–hero-block_7c0ceaf8299c861f2557350133fc11b0

Hoffnung wagen

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Nono Benja
#section–text-block_dcdb6f32e8f9fcb41dfca5541fccd25f

Das Leben der Eheleute Fayisa und Tadelu im Projektgebiet Nono Benja scheint aussichtslos. Ihre Familie lebt von der Hand in den Mund. Ständig leiden sie unter Malaria und Durchfallerkrankungen, haben kein sauberes Trinkwasser. Doch seit einem Jahr engagiert sich Menschen für Menschen in ihrer Heimat und so trauen sich die Kleinbauern wieder zu hoffen.

Auf dem Hof von Tadelu Mosisa gackert und piepst es. Läuft die Bäuerin zwischen ihrer Wohnhütte und dem Kochverschlag zu den Feldern der Familie, muss sie aufpassen, dass sie auf keines der Küken tritt. Überall tapsen sie umher. Hühner picken Samen vom Boden. Ein Hahn kräht.

Die Vogelschar ist Teil von Tadelus Zukunftsplan. “Ich verkaufe die Eier auf dem Markt”, erklärt die 35-jährige. Einige lässt sie von den Hennen ausbrüten. Mit den Küken vergrößert sie ihr Hühnervolk oder verkauft sie. Vom Erlös möchte sie ein Schaf anschaffen. Es soll die Familie mit Milch versorgen und Tadelu Lämmer schenken, die sie auf dem Markt anbieten kann. Irgendwann, so hofft Tadelu, wird sie genug Geld für eine Kuh haben. “Ich bin fest entschlossen, das zu schaffen.”

#section–text-with-picture-block_8e8fa95b3f3398d9fe591fd4ecb6e198
Tadelu und Faisa Mosiasa mit Tochter Deratu

Zusammen mit ihrem Mann Fayisa und sechs Kindern lebt sie in Konegi, einem Dorf im Projektgebiet Nono Benja, wo sich Menschen für Menschen seit 2020 engagiert und mit Kleinbauern wie Fayisa zusammenarbeitet.

#section–text-block_bf66a30a647f71a5e35346e01930be87

Bisher hat der Landwirt auf 2,75 Hektar Ackerland Mais, Sorghum und Nigersamen angebaut. Von dem Getreide ernährte sich die Familie, einen kleinen Teil verkaufte Tadelu. 6.000 Birr, umgerechnet rund 120 Euro, verdienten sie damit jährlich. Das musste für alle reichen. Die harten Jahre haben das Ehepaar gezeichnet. Beide sind abgemagert, die Stirn des 49-jährigen Fayisa durchziehen tiefe Falten. Er wusste, dass er mehr verdienen und seine Familie hätte besser ernähren können, wenn er seine Landwirtschaft um Gemüse, Früchte oder Kaffee erweitert hätte. “Doch in unserer Gegend gab es das Saatgut nicht oder ich konnte es mir nicht leisten”, berichtet er.

#section–heading-separator-block_6c595d106c721c87c5f67142b0227cc3

Starthilfe für Fayisa

#section–text-block_50c7ac4ce7ab9a743e2495ddbc30f645

Durch Menschen für Menschen wurde sein Wunsch wahr. Ein Entwicklungshelfer versorgte ihn mit Saatgut von Rote Beete, Zwiebeln, Karotten, Süßkartoffeln, Kohl und Sojabohnen, mit Papaya-, Avocado- und Kaffeesetzlingen. Fayisa bestellte ein Fünftel seines Ackers nach dem Prinzip der Agroforstwirtschaft. Im Schatten schnell wachsender Bäume gedeihen sein Gemüse und der Kaffee. Bis dieser erntereif ist, muss sich Fayisa gedulden. Bis dahin kann er weiter Getreide anbauen und bereits reichlich Gemüse ernten. Das spült Geld in die Haushaltskasse. Knapp 90 Euro hat der Verkauf zusätzlich eingebracht. Einkommen, von dem Tadelu ihre ersten Hühner erwerben konnte.

#section–text-block_e176a4d4d84d6b89cbd195a35b0ee4d3

“Wir haben die Ratschläge sofort angenommen”, erinnert sich Fayisa, der auch an einem Imkertraining der Stiftung teilnahm, „und waren überzeugt, dass sich unser Leben verbessern wird.“ Für die Arbeit der Stiftung  sind solch mutige Bauern, die die Rolle von Modellfarmern übernehmen, sehr wichtig – besonders in einem neuen Projektgebiet. Zunächst skeptische Landwirte sehen die Erfolge und sind bereit, ihren Hof ebenfalls neu zu organisieren.

#section–heading-separator-block_cb082ee8662144bca975f3727b3582f8

Miserable Gesundheitsversorgung

#section–text-block_a3ab989e961bbf09b7e90ad933489d35

Noch vor wenigen Monaten kochte Tadelu mitten in der dunklen Wohnhütte über dem offenen Feuer, direkt daneben hauste ihr einziges Kalb. Auf Rat einer Sozialarbeiterin von Menschen für Menschen errichtete die Familie einen Stall, sie gruben eine Latrine und zimmerten eine kleine Kochhütte. In ihr steht ein holzsparender Ofen, den Tadelu von der Stiftung bekam.

Nun plagen sie nicht länger Kopfschmerzen durch den Rauch des offenen Feuers. Auch vor Unfällen – wie sie früher passiert sind – braucht sie sich nicht mehr sorgen: Vor vier Jahren, als ihre jüngste Tochter Deratu gerade zwei Jahre alt war, fiel sie ins Feuer. „Nur für Sekunden hatte ich mich umgedreht“, erinnert sich die Mutter. Doch Deratu hatte Glück im Unglück. Ihre Wunden wurden gut versorgt, nur einige dunkle Narben auf ihrem Arm blieben.

#section–double-image-block_8dccbaad54de05344f2ea283929caf12
#section–text-block_381e5cd88b07bde9b993a165fd64932c

Die größten Reichtümer von Fayisa und Tadelu: der neue holzsparende Ofen und ein kleines Kalb.

#section–heading-separator-block_7a75bbbf7d141dc5a97a7e9f11ceae76

Brunnen statt Flusswasser

#section–text-block_06aa25bb40ac26bd189091f8c182c48c

Das ist in Nono Benja nicht selbstverständlich. In der Region, in der etwa 107.000 Menschen leben, mangelt es an medizinischer Versorgung, an Krankenhäusern. Die wenigen Gesundheitsstationen sind zu klein und schlecht ausgestattet.

Besonders zur Regenzeit ist das ein Problem. Die Flüsse, aus denen die Menschen ihr Trinkwasser schöpfen, führen dann viel Wasser. Erde, Steine, Gräser am Ufer werden mitgerissen, inklusive Müll und Fäkalien von Tier und Mensch. Eine Brutstätte für Keime und Parasiten, die schwere Magen-Darmerkrankungen auslösen. Auch Fayisa, Tadelu und ihre Kinder leiden dann regelmäßig unter Durchfall und Erbrechen.

Da es in ihrer Nähe keinen Brunnen oder eine geschützte Quelle gibt, haben Tadelu und ihre Töchter keine andere Wahl, als zwei bis dreimal täglich den einstündigen Marsch zum Fluss und wieder zurück auf sich zu nehmen. So geht es vielen Menschen in Nono Benja: Nur etwas mehr als jeder Dritte hat Zugang zu sauberem Trinkwasser.

“Das muss sich schnell ändern!”, sagt Zeleke Kasa, der das Projektgebiet leitet. “Noch in diesem Jahr wollen wir neun Flachbrunnen und mehrere Quellfassung errichten.” In einer der kleineren Städte wurde bereits mit dem Bau eines Wasserversorgungssystems begonnen. “Zudem unterstützen wir die Gesundheitsstationen mit medizinischer Ausstattung.”

#section–heading-separator-block_fe348bc39bca74bd06527d3213ef1cca

Fast jedes Jahr erkrankt eines der Kinder an Malaria

#section–text-block_4142f76902de81b5257f30b05909145b

Gute Neuigkeiten für Fayisa, dessen Familie auch mit Malaria zu kämpfen hat. Fast jedes Jahr erkrankt eines der Kinder, immer wieder die Eltern. Häufig fehlt es an Geld für Medikamente und Transport zur nächsten Gesundheitsstation. “Ich bitte meine Nachbarn oft um Geld, stottere dann die Schulden ab”, erzählt er.

Damit soll Schluss sein. Fayisa hofft, dass sie durch den Verkauf von Gemüse, den Eiern und Küken, dank Honig und Kaffee endlich aus ihrer Armut ausbrechen, Kleidung und Schulbücher kaufen können. Gern würde Fayisa das Strohdach ihrer Hütte durch Wellblech ersetzen. Oder gleich ein neues Haus bauen, mit Zimmern für die Kinder, für Tadelu und sich. Seine bisherigen Erfolge stimmen ihn zuversichtlich und so ist er sich sicher, dass er sich irgendwann auch diesen Traum erfüllen kann.

#section–related-products-block_1e0ae56392c9c788dc2cba3ef8911e3b

#section–hero-block_9cbab1a444eecb713c43e670818a08d2

Das sichere Korn

Projektgebiet: Dano
Schwerpunkt: Landwirtschaft
#section–text-block_0975edab7451a38fc6155b62d1b7aeae

Was nützt die beste Ernte, wenn sie bei der Lagerung wieder verloren geht? Mit Kornspeichern verhilft Menschen für Menschen Landwirten im Projektgebiet Dano zu langfristiger Ernährungssicherheit.

Es waren kleine Tierchen, die Abera Hurisa noch vor wenigen Jahren das Leben schwer machten. Ratten und Mäuse, die in seinen Getreidespeicher eindrangen und sich an der mühsam eingeholten Ernte satt fraßen. Und dann noch die nur wenige Millimeter messenden Rüsselkäfer: Einmal im Inneren des Speichers, ernährten sie sich von dem Getreide. Die Käferweibchen legen jeweils Hunderte Eier in die Körner, die Larven höhlten das Korn daraufhin nach und nach aus, verunreinigten es und machten Aberas Getreide unbrauchbar.

#section–heading-separator-block_134dc38ffa17723ecb80c693bdfe010a

20 Prozent der Ernte gehen verloren

#section–text-block_a87a86b0998e10f3ae6fd3176b1bc5eb

Die Eindringlinge hatten ein leichtes Spiel: Aberas Kornspeicher, aus dünnen Ästen erbaut, stand direkt auf dem Boden. Das Korn war dadurch nicht nur den Tieren, sondern auch hoher Feuchtigkeit ausgesetzt und verdarb schnell.

Der neunfache Familienvater lebt zusammen mit seiner Frau, drei Töchtern und einem Enkelsohn im Dorf Bake Sirba im Projektgebiet Dano. So wie ihm geht es vielen Bauern und Bäuerinnen. Nach Schät­zungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gehen in Äthiopien 20 Prozent des Getreides nach der Ernte verloren. Ein großer Teil durch die schlechte Lage­rung. Das bedroht die Ernährungssicherheit im Land, denn die Vorräte der Familien reichen so kaum über die Trockenzeit und erst recht nicht bei Missernten oder wenn es zu einer schlimmen Dürre kommt.

#section–text-background-block_7ee38b674f40bd4ed70d37e22afe9642

Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung

In Äthiopien leben sieben von zehn Menschen von der Landwirtschaft. Aufgrund der einseitigen Bewirtschaftung des Ackerlandes sind viele Böden ausgelaugt, Bodenerosion zerstört wichtige Anbauflächen, es fehlt an Saatgut und ausrei­chend Bewässerung. Zusätzlich geht ein Teil der ohnehin mageren Ernte durch die Lagerung in traditionellen Kornspeichern verloren. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, setzen wir in unseren Projektgebieten auf mutige Modell-farmer und schulen sie darin, ihren Betrieb produktiver zu machen. Ihre schnellen Erfolge überzeugen und fördern zahlreiche Nachahmer.

#section–heading-separator-block_fe0ff184d1f42ee2948fa3278a2296b7

Einfache Veränderungen mit großer Wirkung

#section–text-block_500f5b3e5f00949a61e7e77de701e4c8

Menschen für Menschen zeigt den Landwirten daher, wie sie Kornspeicher errichten können, in denen ihr Getreide sicher lagert: Aberas neuer Speicher steht erhöht auf vier Holzstämmen. Um sie hat der 64-jährige Landwirt pilzförmige Schutzbleche gelegt. Sie verhindern, dass Nagetiere zum Getreide­speicher emporklettern. Auch die Feuchtigkeit lieben­ den Rüsselkäfer werden so eher abgehalten. Ein Wellblechdach schützt vor Regen und Dreck. Abera lagert Mais und Sorghum in zwei Kammern, die er über eine Öffnung am oberen Teil des Kornspeichers befüllen kann. Über kleine Klappen an der Seite ent­nimmt er das Getreide.

Seit über fünf Jahren arbeitet Abera mit Menschen für Menschen zusammen. Zunächst bekam er von der Äthiopienhilfe Kaffeesetzlinge sowie Kohl-und Sojabohnensamen. Ein Entwicklungshelfer der Stiftung erklärte ihm, wie er alles auf seinem Feld anordnen sollte, um einen hohen Ertrag zu erreichen. Als er Abera dann zu dem neuen Kornspeicher riet, war dieser sofort überzeugt. “Ich ahnte, dass mich das einen großen Schritt weiterbringen würde”, sagt er.

#section–text-with-picture-block_c8450a857db4e226895ed7cf7cafdeb2
Aberas neuer Kornspeicher: Hier bleibt das Getreide trocken und icst sicher vor Nagetieren.

Das meiste, was er für den Bau brauchte, wie Holz, Äste und Lehm, gab es vor Ort. Anderes, wie die Nägel, die Schutzbleche, die Klappe zur Entnahme des Getreides und die Zementmischung, mit der er die Beine des Speichers fixierte, erhielt er für einen geringen Betrag von der Äthiopienhilfe.

#section–heading-separator-block_ae829552a5edcbec19ba9f3867ddb9fc

Abera und seine Familie werden zu Vorbildern

#section–text-block_b447e2a8e40c99bfded60105c9ae5e8f

Während Abera und seine Familie die Sorghum­hirse aus dem Kornspeicher bis heute vor allem für den Eigenbedarf, zum Beispiel zur Herstellung des äthiopischen Fladenbrots Injera nutzen, verkauft der Landwirt einen Großteil seines Maises auf dem Markt. Insgesamt verdient er damit heute je nach Erntesai­son umgerechnet zwischen 170 bis 280 Euro. Zu­sätzlich hat er mit seinen zuletzt geernteten Sojaboh­nen – etwa 150 Kilo – auf dem Markt weitere 1.500 äthiopische Birr, umgerechnet etwa 42 Euro, verdient.

#section–quote-block_d77f184cb4cc44c8bef36ddafd001864
“Unser Leben ist viel besser geworden”, sagt Abera und lacht.
#section–text-block_9f9db2ffb575f70281731d948ca27050

Viele der Landwirte aus der Nachbarschaft haben erfahren, dass Abera kaum mehr Getreide verliert und sind neugierig geworden. “Sie besuchen mich und schauen sich den Speicher genau an”, sagt er. “Einige nehmen sogar Maß.” Abera ist stolz, anderen ein Vorbild zu sein, und schaut inzwischen optimis­tisch in die Zukunft. Dazu hat vieles beigetragen, nicht zuletzt das Solarpanel auf seinem Dach, zu dem ihm die Äthiopienhilfe verholfen hat. Früher nutzte die Familie nach Sonnenuntergang eine alte Petroleum­lampe, ihr giftiger Rauch brachte alle zum Husten. Heute haben sie eine akkubetriebene Leuchte. “Unser Leben ist viel besser geworden”, sagt Abera und lacht.

#section–related-products-block_e22436a4dea6d35a53108327fe4cbcdf

#section–hero-block_442a5cdb250231f9ccc08db55ebbb31c

Verteilung von Nothilfe gegen den Hunger

Nothilfe
Region: Agarfa
#section–text-block_034581ba713f3295e94c250ecbd65879

“Hoffentlich hört es morgen nicht wieder auf zu regnen.”, sagt Alfia Muktar als sie ihren Blick in den grauen mit Wolken verhangenen Himmel richtet. Ein leichter Regen prasselt auf die Wellblechdächer des Dorfes Sheneka in der Region Agarfa, knapp über 500 Kilometer südöstlich von Addis Abeba. Es ist der erste Regen, nachdem in den Regenzeiten der vergangenen zwei Jahre nur sehr vereinzelt kurze Schauer fielen.

#section–text-block_b9d1a88cbb57b76084743c0961f408f2

Schon oft zogen in diesen zwei Jahren dunkle Wolken über Sheneka auf und die Menschen hofften, die Zeit der Dürre überstanden zu haben. Sie wurden immer bitterlich enttäuscht. Und so kam es, dass sie erneut eine ihrer abgemagerten Ziegen verkaufen mussten. Auch das wertvolle Saatgut, das für die Aussaat bestimmt war, aßen sie auf, um ihren Hunger zu stillen.

#section–text-with-picture-block_3e8d3a3c4cb2de2bf725437ea92fc589
Alfia Muktar und ihre Familie mussten ihr Vieh verkaufen und ist nach der großen Dürre mittellos.

Die einzigen grünen Pflanzen, die es in und um Sheneka noch gibt, sind Kakteen. Sonst ist von der einst fruchtbaren Tiefebene, in der Alfia und ihre Familie leben, nichts mehr übrig geblieben. “Wir haben immer auf das Auto von Menschen für Menschen gewartet. Denn dann wussten wir, dass wir wieder Nahrung erhalten und für die nächste Zeit unseren Kindern etwas zu essen geben können”, erzählt die 40-Jährige.

#section–heading-separator-block_3b838f3b82f74a813e1e6338200b6153

Maßnahmen gegen die Hungerkatastrophe

#section–text-block_0c527eb20a515db2fe6fd5c7e954f6de

Menschen für Menschen verteilt aktuell an 24.840 Bedürftige das vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen empfohlene Nothilfepaket, bestehend aus 15 Kilogramm Getreide, 1,5 Kilogramm Hülsenfrüchte, einem halben Liter Speiseöl sowie Famix für Kleinkinder und stillende Mütter. Besonders das Nahrungsergänzungsmittel Famix, ein proteinreiches Pulver aus Zerealien, Mineralien und Vitaminen, habe dafür gesorgt, dass ihre jüngsten Kinder keine bleibenden Schäden durch die Mangelernährung davontragen, sagt Alfia. Froh und dankbar erzählt die Mutter, wie sie das Famix mit Wasser zu einem Brei gekocht hat und ihren Kindern zu essen gab.

#section–heading-separator-block_91b47531359028e2b3ca9c189298a563

Der Regen bringt Hoffnung

#section–text-block_5a065a296cee74a8e21b53b0eeb39c86

Der erste richtige Regen nach der zweijährigen Dürre, treibt das ganz Dorf auf die Straße. Junge und Alte stehen in den Hauseingängen und schauen halb verwundert, halb freudig zu, wie der Regen aus der staubigen Dorfstraße eine schlammige Piste macht. Zwar ist der Boden schnell matschig, bohrt man jedoch mit der Schuhsohle etwas tiefer als einen Zentimeter, ist der Grund noch immer staubtrocken.

Addisu Assefa, der den Nothilfeeinsatz von Menschen für Menschen in Agarfa koordiniert, zeigt sich vorsichtig optimistisch über den einsetzenden Regen: “Es ist gut, dass es jetzt anfängt zu regnen, aber es ist vor allem wichtig, dass es nicht zu stark regnet, da sonst die Böden noch mehr ausgelaugt werden. Durch die langanhaltende Trockenheit kann der Boden solch große Wassermassen noch nicht aufnehmen.”, erklärt Addisu. “Wir hoffen, dass der Regen anhält, denn erst mit der nächsten Ernte erfahren die Bauern Linderung.”

Für Alfia Muktar und ihre Familie wächst mit dem Einsetzen des Regens die Hoffnung, die Dürre bald überstanden zu haben. Sollte sich dies bewahrheiten, müssen sie und die anderen Bewohner von Sheneka jedoch wieder ganz von vorne anfangen.

#section–text-with-picture-block_ae51dde023351ccf009747a83dc4e9b0
Das Getreide ist nach der langen Dürre in diesem Jahr unbrauchbar. Stiftungsvorstand Peter Renner und Addisu Assefa. Nothilfekoordinator in Agarfa schauen sich gemeinsam mit Alfia die Gerste an.

“Wir haben kein Saatgut und kein Vieh mehr und wir haben kein Geld, um uns neues zu kaufen. Wir sind komplett mittellos.”, erzählt die Bäuerin, während sie ein Bündel Gerste aus dem Haus holt. Das Getreide sei in diesem Jahr zwar gewachsen, berichtet Alfia, die Ähren seien jedoch ohne Körner und damit unbrauchbar.

#section–text-block_37f01031fc8ed14d1fa13dcd28c89c85

Es wird noch dauern bis die Menschen in Sheneka und den anderen Dörfern Agarfas wieder ein würdiges Leben führen und von dem leben können, was sie auf ihren Feldern anbauen. Die Nothilfe durch Menschen für Menschen hat Bäuerinnen wie Alfia und ihre Familie davor bewahrt, ihr Dorf verlassen zu müssen,  doch der schwierige Teil der Arbeit steht den Menschen in dieser Region noch bevor: Die Bauern brauchen Saatgut und Vieh und die von der Dürre ausgelaugten Böden müssen wieder regeneriert werden.

Was bleibt, ist vorerst nur die Hoffnung, dass die Dürre ein Ende gefunden hat. Klar ist aber auch, dass Bäuerinnen wie Alfia weiterhin auf Unterstützung angewiesen sein werden. “Danke, dass ihr uns gerettet habt. Ich weiß nicht ob wir die zwei Jahre Dürre ohne eure Hilfe überstanden hätten”, bedankt sich Alfia zum Abschied. In diesem Moment strahlt sie und ihre Freude und Erleichterung über den Regen sowie die Hoffnung, bald die Dürre überstanden zu haben, ist nicht zu übersehen.

Menschen für Menschen unterstützt die bedürftigen Familien in Agarfa durch die Verteilung von Nothilfepaketen. Diese Maßnahmen leistet die Stiftung bereits seit November 2015 zusätzlich zur Arbeit in den aktuell zwölf Projektgebieten. Ziel von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist es jedoch, ganze Regionen durch Maßnahmen zur Ernährungssicherung  langfristig unabhängig von fremder Hilfe zu machen. So werden Bauern in die Lage versetzt, Vorräte anzulegen, um bei Ernteausfällen abgesichert zu sein. Die Stiftung verteilt zu diesem Zweck Getreide- und Gemüsesaatgut sowie Obstbaumsetzlinge, führt produktivere Hühner ein und fördert in die Bauern in landwirtschaftlichen Kursen für den Anbau und Bewässerungsmethoden.

#section–button-block_f7d46fece2b0a9b9b8ca3368573f3faf
#section–hero-block_c14a7d2619cfabe1758d4435f9c24913

Kampf ums Überleben

Nothilfe
Region: Agarfa
#section–text-block_5b339cce961b29e9d365935594a0ed73

Die Dürre in Äthiopien stellt das Land vor eine große Herausforderung: Mehr als zehn Millionen Menschen sind auf Hilfslieferungen angewiesen – und die Zahl wird voraussichtlich noch steigen. Eine Notlage, die nur zu bewältigen ist, wenn Staat und Hilfsorganisationen zusammenarbeiten. Auch Menschen für Menschen beteiligt sich an der großangelegten Hilfsaktion. Langfristig aber schützt vor Hunger-Katastrophen nur eine weitsichtige und nachhaltige Entwicklungsarbeit.

#section–text-with-picture-block_935fcfeacc6b5cd6212e72530476395e
Bauer Ahmed Sirag aus der Nothilferegion Agarfar kennt die Dürrekatastrophe aus seiner Vergangenheit.

Manchmal glaubt Ahmed Sirag, die Dürre verfolge ihn wie ein Fluch. Vor zwölf Jahren verdorrten seine Felder zum ersten Mal, das war noch in seiner Heimat, der Region Somali in Ostäthiopien. Ahmed, damals 27 Jahre alt, nahm seine Frau und seine Kinder und siedelte ins Landesinnere um, nach Oromia.

#section–text-block_adda5ee118655a3b4fc40b8285b7e9eb

Nur zwei Jahre später versiegten die Brunnen in ihrer Gegend, wieder zog die Familie weiter. Jetzt ist Ahmed 39 Jahre alt – und kämpft abermals gegen den Hunger. “Diesmal können wir nicht weglaufen. Wohin sollten wir denn gehen?”

Äthiopien wird derzeit von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht. In manchen Gegenden sind seit mehr als einem Jahr die Regenzeiten ausgefallen. Die Niederschläge, die es gab, reichten nicht, um Getreide und Gemüse zur Reife zu bringen. Eine Ernte nach der anderen fiel aus.

#section–text-with-picture-block_a4b7461b585ceae6f123a3d1ff8289b7
Feiner Staub, den ein Bus auf einer Straße in Agarfa aufwirbelt, zeugt von der Trockenheit in der Region.

Die Folge: Aktuell sind mehr als zehn Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfen angewiesen. Eine Situation, die vor allem die Kinder gefährdet, da Mangelernährung zu Entwicklungsschäden führen kann. Und die Lage könnte sich zuspitzen: Das UN-Welternährungsprogramm rechnet mit bis zu 18 Millionen betroffenen Menschen im Laufe des Jahres 2016 – wenn es nicht ausreichend regnet.

#section–heading-separator-block_b537ce24ab4e08245726fc53191e6d4c

Klimawandel als Fluchtursache

#section–text-block_cb74851b19e7339dfa11d4b5689cb338

Als Grund für die Dürre gilt “El Niño”, ein Wetterphänomen, das weltweit für Turbulenzen sorgt. Es soll für Trockenheit in Ostafrika, Australien und Südostasien ebenso verantwortlich sein, wie für starken Regen in Südamerika. Dass die El Niño-Extreme heftiger werden, erklären Wissenschaftler mit dem Klimawandel. Und so lassen sich die aktuelle Dürre und die mit ihr verbundene Not am Horn von Afrika als Vorboten eines der künftig größten Probleme der Menschheit lesen: Migrationsforscher schätzen die Zahl der Menschen, die bis zum Jahr 2050 vor den Folgen des Klimawandels fliehen müssen, auf 50 bis 350 Millionen.“

Doch es mangelt ihnen nicht nur an Energie. Mais füllt den Magen, aber er liefert nicht alle Vitamine und Spurenelemente. “Als ich schwanger war, bin ich zur Gesundheitsstation, weil ich so schwach war”, erzählt Workenesch.

#section–text-with-picture-block_bd072e60c159e4c59451748203735251
Bauer Ahmed Sirag, seine Frau und die sieben Kinder leiden bitter unter den Folgen der Dürre.

“Sie sagten, ich litte unter Blutarmut.” Eine Folge von Eisenmangel – für Frauen in Äthiopien, die viele Kinder bekommen und keine abwechslungsreiche Kost zu sich nehmen, ist das eine alltägliche Diagnose. Zwar nimmt Workenesch nun Eisentabletten. “Aber immer noch fühle ich mich häufig schwindelig”, erzählt die Bäuerin, “alles dreht sich um mich herum.”

#section–text-block_cb2fdce24a0c5adf340aacec59a73199

Schon heute leben allein in Äthiopien rund 550.000 Binnenflüchtlinge, die meisten sollen Klimaflüchtlinge sein. Nicht nur Flüchtlingsaktivisten schlagen Alarm: Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender des Münchner Rückversicherers Munich RE sagte unlängst in einem Interview mit dem “Spiegel”: “Der Klimawandel hat das Potenzial, zu einem Haupttreiber künftiger Wanderbewegungen zu werden.” Ahmed Sirag ist ein hagerer Mann mit kantigen Zügen, der nicht viel mehr besitzt als die Kleidung, die er am Leib trägt. Er weiß nichts von der Debatte um den Klimawandel. Doch seine Familie und er waren schon “Klimaflüchtlinge” als dieser Begriff in Europa noch kaum bekannt war.

#section–text-with-picture-block_f7d9198f4112144527ba6a9f6838bea0

Damals, vor zwölf Jahren, flohen sie vor der ständigen Dürre in Ostäthiopien. Wie viele tausend Familien marschierten sie los, westwärts. Dahin, wo die Böden noch etwas hergaben. Sie kamen in einem Flüchtlingslager unter, doch zwei Jahre später wurde das Brunnenwasser knapp, also wurden sie umgesiedelt.

#section–text-block_d680834b61c987108ee8b9ed757ee353

“Jede Familie erhielt einen Hektar Land”, erzählt er. Es war schon damals wenig fruchtbares Land, das nicht viel hergab, aber es reichte zum Überleben. Doch seit der Regen ausblieb, stehen nur noch ein paar Disteln auf seinem Feld. Zuletzt versiegte die Wasserstelle im Dorf. “Jetzt müssen wir für sauberes Wasser sieben Kilometer weit laufen”, sagt Ahmed. “Wir wissen aber nie, ob es dann gerade Wasser gibt.”

#section–heading-separator-block_78dd3acc4c11bcd13c34624e95e672e5

Fragiler Aufschwung

#section–text-block_3f35c78c93b8f8c201cd04b5b2acb6d2

Dürre und Hunger in Äthiopien: Das weckt Erinnerungen. Von 1983 bis 1985 erlebte das Land das größte Hungersterben Afrikas der vergangenen Jahrzehnte. Die Zahl der Opfer wird auf eine halbe Million bis eine Million geschätzt. Fotos von Sterbenden gingen um die Welt und prägen das Bild von Äthiopien als “Hungerland” bis heute.

Doch seither hat sich eigentlich viel getan: Die Wirtschaft des Landes wächst im Rekordtempo und hat Äthiopien den Ruf als “Afrikanischer Tiger” eingebracht. Doch mit jeder neuen Dürre zeigt sich, wie fragil der Aufschwung ist. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind nach wie vor Kleinbauern, die von dem leben, was ihr Acker hergibt. Rücklagen für schlechte Zeiten haben sie nie bilden können. Jeder Ernteausfall bedroht schon bald ihre Existenz.

Ahmed Sirag winkt uns in seine ärmliche Rundhütte. Rostige Töpfe und ein Bündel Holz liegen herum. Hinter einer Plane: die Strohmatte der Eltern. Die Kinder schlafen auf dem Lehmboden. “Dort lagerte immer unser Getreide”, sagt Ahmed und deutet auf die nackte Wand. 300 Kilo Weizen und Gerste erntete er in guten Jahren. Dazu ein paar Kilo Mais und ein wenig Gemüse. Ein mannshoher Stapel Säcke, der die Familie bis zur nächsten Ernte ernährte. Morgens gab es Gerstenbrei, mittags und abends “Injerra”, das traditionelle Fladenbrot aus Sauerteig.

#section–double-image-block_1a1c9be0f24892c826c3d157697aa7bc
#section–text-block_ae321dd4ba10436a17d484e2335f9a90

Dann blieb der Regen aus. Erst die “Kleine Regenzeit” im Februar und März 2015, dann auch noch die “Große Regenzeit” von Juli bis September. Der Stapel aus Getreidesäcken schmolz schnell zusammen. Dann kamen die Tiere an die Reihe: Vier Ochsen besaß die Familie. Je magerer sie wurden, und je mehr Menschen ihr Vieh verkauften, desto schlechter wurde der Preis. Doch am Ende blieb auch Ahmed Sirag keine Wahl. Er führte einen Ochsen nach dem anderen zum Markt. Ein einziger ist ihm geblieben. “Wenn ich den auch verkaufe – wie soll ich dann pflügen, wenn der Regen kommt?”

#section–big-image-block_fca373b218bb82500c1fba676220d071
Drei seiner einst vier Ochsen musste Ahmed Sirag schon verkaufen. Jetzt hofft er, den letzten behalten zu können.
Drei seiner einst vier Ochsen musste Ahmed Sirag schon verkaufen. Jetzt hofft er, den letzten behalten zu können.
#section–heading-separator-block_9c7ecba0e6596619fd8bd788ed61ac37

Die Nothilfe läuft

#section–text-with-picture-block_2f83e0c2c55b9ac44560c16cc70f5cc0
Die Säcke mit Getreide werden regelmäßig vom Hauptlager zu den Verteil-Stationen gebracht. Lebensmittelausgabe: Wer als hilfsbedürftig registriert ist, erhält einmal im Monat ein Hilfspaket.

Dann kam Hilfe: Aufgrund zusätzlich erhaltener Spenden konnte Menschen für Menschen den Radius der seit Herbst 2015 laufenden Nothilfe auch auf Sheneka ausweiten: Seit Januar 2016 erhalten nun auch Ahmed Sirag und seine Familie, wie die Mehrzahl der rund 7.000 Bewohner der Flüchtlingsgemeinde, Nahrungsmittelpakete: 15 Kilogramm Weizen, 1,5 Kilogramm Bohnen sowie 0,5 Liter Öl stehen einer Person im Monat zu.

#section–text-block_fda149819e073671548e6a0976364f29
#section–text-block_11f167ae20ea1516ae0eec33a8d94ab4

Schwangere Frauen, stillende Mütter und Kleinkinder erhalten zusätzlich 4,5 Kilogramm Famix, ein proteinreiches Nahrungsergänzungsmittel. Insgesamt verteilt die Stiftung Lebensmittel an 32.500 Menschen

“Dank der Hilfe können meine Kinder wieder drei Mal am Tag essen”, sagt Ahmed Sirag. “Sie sind nicht mehr so kraftlos, das beruhigt mich.” Dürre und Nothilfe zeigen einmal mehr, wie wichtig die Arbeit von Menschen für Menschen ist. Durch die von der Stiftung initiierten Maßnahmen in elf langfristig angelegten Projektregionen werden Kleinbauern in die Lage versetzt, bessere Erträge zu erwirtschaften, Krankheiten zu besiegen oder durch eine bessere Bildung und Ausbildung neue Einkommensquellen zu entwickeln.

#section–text-with-picture-block_5f6ce4a9d4faff718e29cdb8c2664521
Mitarbeiter von Menschen für Menschen übernehmen die Hilfsgüterverteilung im Dorf Ali in der Gemeinde Agarfa.

Viele erreichen so ein wenig Sicherheit und können etwaige Ernteausfälle besser verkraften. Langfristig helfen die Projekte der Stiftung, Menschen in Äthiopien ein Leben in Würde zu führen – und beugen auf diese Weise Fluchtursachen vor. Im Frühjahr 2016 hat es geregnet.

#section–text-block_ae3c1746cab90498839a628e1f1bbbdd

Leichte Hoffnung kommt auf. Inwieweit die Niederschläge zu einer Verbesserung der Lage führen werden, bleibt abzuwarten, denn die Nachwirkungen der langen Trockenheit sind erheblich. Alle hoffen nun auf den großen Regen im Juli. Und wenn auch der ausfällt? Ahmed Sirag breitet die Arme aus, die Handflächen nach oben gerichtet. Am Himmel ziehen ein paar weiße Wolken vorbei. “Der Regen wird kommen”, sagt er. “Wenn Gott es will.”

#section–quote-block_649719c45b5ccc240d0223e738da58df
“Vor einigen Monaten nahmen wir Zeichen von Unterernährung, vor allem bei Kindern in der Region wahr. Seit wir Lebensmittel und Ergänzungsnahrung verteilen, ist das größtenteils vorbei.”

Tewelde Gebre Kidan (52), Koordinator des Nothilfeprogramms von Menschen für Menschen in Agarfa.
#section–hero-block_52c189763dfbed5f4d6a1483ec8bd832

Honig hat unser Leben verändert

Abgeschlossenes Projektgebiet Borecha (2007 – 2017)
Schwerpunkt: Landwirtschaft
#section–text-block_fba24ca8c0ae631a8916dde891705f03

In Äthiopien leben Imker gefährlich. Um Bienenvölker anzulocken, bedienen sich die meisten von ihnen eines uralten Tricks: Sie hängen ausgehöhlte Baumstämme oder röhrenartige Konstruktionen aus Eukalyptuszweigen hoch in Bäumen auf. Wenn sich ein Bienenvolk einnistet, können die Imker den Honig einige Zeit später ernten. Dazu klettern sie ohne Sicherung hoch in den Baum. Eine waghalsige Aktion, bei der immer wieder Imker abstürzen und sich schwer verletzen. Eine weitere Gefahr stellen die Bienen dar: Nicht selten werden die Imker auf ihren Klettertouren völlig zerstochen.

#section–big-image-block_92c9dc453c1b4d4597b02968a32d189b
#section–heading-separator-block_1ccaa2bec6c125b269c53303e120eebf

Höhere Erträge

#section–text-with-picture-block_ad343efb55d811910afbd2c1e18dec10

Das riskante Geschäft ist weit verbreitet: Die meisten der rund fünf Millionen Bienenstöcke in Äthiopien sind sogenannte “traditionelle Bienenstöcke”. Mit rund 54.000 Tonnen im Jahr zählt das Land zu den zehn größten Honigproduzenten der Welt.

#section–text-block_c3adf4f8c500faed611f0f5e602dc5f8

Um die Honigproduktion sicherer und ertragreicher zu machen, führt Menschen für Menschen Imkerkurse durch und gibt moderne Bienenstöcke zu einem subventionierten Preis an Kleinbauern ab.

#section–big-image-block_540c8c8d7487148a0aff645f46b87466
#section–text-block_82c80216324f0a4e93e002e133730faa

Einer der Bauern, die von dem Projekt profitieren, ist Yissa Amare aus dem Dorf Sese im Projektgebiet Borecha. Früher baute er lediglich Getreide an. “Ich konnte meine Familie gerade so ernähren”, sagt er. Seit er zusätzlich Honig verkauft, müssen seine Frau, seine vier Kinder und Yissa nicht mehr fürchten, dass eine Ernte ausfällt und sie Hunger leiden müssen.

#section–big-image-block_95d1fb1f3636dd582aca32ecf0b8ae6c
#section–heading-separator-block_598a0f590eca2e5985fa126ed999bbd3

Bessere Qualität

#section–text-block_42844f6d4f9cf15285119ef98987746c

Ein weiterer Vorteil der modernen Bienenkästen ist der gesteigerte Ertrag: Ein traditioneller Bienenstock bringt etwa 5 bis 6 Kilo Honig pro Ernte ein. Bei einem modernen Bienenkasten können es bis zu 20 Kilo und mehr sein. “Das ist ein gewaltiger Unterschied”, sagt Yissa Amare.

#section–double-image-block_6dcb69910f9a20c30d03d4a9ce8f0144
#section–text-block_61e307878e2ab91c8502436a90c9891d

Zudem kann Yissa Amare den Honig durch leichtes Erwärmen von den Waben trennen. Im Gegensatz dazu enthält Honig, der auf die althergebrachte Methode hergestellt wird, wie auf diesem Bild zu sehen, Wachs und andere Verunreinigungen. “Für reinen Honig zahlen die Leute bessere Preise“, sagt Yissa.

#section–big-image-block_6ffe22a280c73f92def8d7717b129ac3
#section–text-block_03988cfd8e713659480fa85ba245ff62

Der Markt für Honig ist groß: Er dient zum süßen von Speisen, der größte Teil der heimischen Produktion aber wird zu “Tej”, einer Art Wein, vergoren. Kein anderes Land in Afrika blickt auf eine so lange Geschichte der Imkerei zurück.

#section–big-image-block_569f6926b5653180dff2c83006beb78c
#section–text-block_f8705018d1cbb49e45c277f66eabd584

Das Wachs wird zu Kerzen verarbeitet, die nicht nur gut duften sondern auch eine spirituelle Bedeutung für die Menschen haben. Und wie überall auf der Welt, ist Honig auch bei Kindern beliebt – und bei ihren Eltern. Er kann den mitunter eintönigen Speiseplan der Kleinbauern um wertvolle Nährstoffe ergänzen.

#section–related-products-block_11769f0c3adb2ccc7bc67fbdf15f0606 #section–button-block_99dde519ac54c377f9271949e8906f50
#section–hero-block_b9e075ffa4c0f4ee5468471e62969165

Mehr Honig dank verbesserter Bienenstöcke

Projektgebiet: Dano
Schwerpunkt: Landwirtschaft
#section–text-block_051d1c0407b445a7a797dd2089fab007

Die äthiopischen Bauern haben mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen. Etwa mit traditionellen Methoden, wie sie auch in der Imkerei gang und gäbe sind: Die Bauern höhlen Baumstammstücke aus, verschließen die Enden mit Lehm und hängen diese Konstruktionen in Bäumen auf. Hat sich ein wildes Bienenvolk darin eingenistet, warten die Imker bis der Honig produziert ist. Um diesen zu ernten, zerstören sie den ausgehöhlten Baumstamm. Oft werden sie dabei völlig zerstochen. Die Waben pressen sie von Hand aus, deshalb ist der Honig durch viele Wachsreste verunreinigt.

#section–text-with-picture-block_9896f23e98d2a787deb7324db5d4829c

Berhanu Fayessa, 38, ist Imker in Gida Abu im Projektgebiet Dano. Er hat in einer Schulung von Menschen für Menschen gelernt, wie man Holzkästen (Beuten) für Bienenstände baut, aus denen der Honig einfacher zu ernten ist. Jetzt wird Berhanu bei der Ernte nicht mehr so schwer zerstochen, und die Behausung der Bienen bleibt erhalten.

#section–text-block_2b6e0559fdb19349da6ca682992e37c2

Die sogenannten “Transitional Bee Hives” werden an leicht zugänglichen Orten aufgestellt. Berhanu weiß jetzt auch, wie sich durch Erhitzen Wachs und Honig besser trennen lassen. Dadurch gewinnt er reineren Honig, der mehr wert ist: Früher hat er auf dem Markt 30 Birr für ein Kilo Honig erhalten. Jetzt sind es 70 Birr (etwa 3 Euro). Überdies kann er mit den verbesserten Bienenstöcken mehr als doppelt so viel ernten wie früher: Rund 14 Kilo Honig holt er pro Jahr aus einem Stock.

#section–related-products-block_61b3a4e7baa71be714d0d95e0cf2455d #section–button-block_a39cbaa5f38db4fcf884717b53aabf2c
#section–hero-block_2cd22b0b815dc02fa5154c1318a670b2

“Fortschritt kann so einfach sein”

Projektgebiet: Dano
Schwerpunkt: Landwirtschaft
#section–text-block_a45d35f72fcaa6e2b6993003256dd37d

“Ich bin seit einem Jahr im Dorf. Zu meinen wichtigsten Aufgaben als Sozialarbeiterin gehört es, die Frauen von den Vorzügen unserer Zementherde zu überzeugen.” Der Aufbau ist denkbar einfach: Sie bestehen aus Einzelteilen, die mit Tonerde verbunden werden. Die Vorteile sind immens: Traditionell kochen die Frauen das tägliche Fladenbrot Injera auf großen Tonplatten über offenen Feuerstellen. Aus Mangel an Brennholz benutzen sie neben Zweigen auch trockene Blätter und Hirsestängel: Der Rauch der offenen Feuer beißt fürchterlich in den Augen und verursacht auf Dauer Atemwegserkrankungen.

#section–text-with-picture-block_b7f5b66e76781d3aa263604516139e05

Die Zementherde dagegen sind raucharm. Außerdem kommen sie mit wesentlich weniger Brennstoff aus. Also müssen die Frauen viel seltener in den Busch, um Brennmaterial zu sammeln und nach Hause zu schleppen – die gewonnene Zeit können sie sinnvoll einsetzen.

#section–text-block_f7bafe62b0362ea4b22c653f6024f8ca

Im Dorf gibt es 350 Haushalte. Bereits 110 davon haben einen unserer neuen “grünen” Herde. “Ich habe also schon viel erreicht! Ein Herd kostet in der Produktion 70 Birr (3,20 Euro). Wir wollen sie aus psychologischen Gründen nicht verschenken, die Bauern müssen 15 Birr (0,68 Euro) dafür bezahlen – ein riesiger Fortschritt für ganz wenig Geld.”

SABELEWORK NAGASH, 40,
seit 16 Jahren als Sozialarbeiterin bei Menschen für Menschen im Dorf Seyo Gudetu im Projektgebiet Dano.

#section–related-products-block_6169cb3bb3223f24b098f99b15d50d43 #section–button-block_71c9b95a8db7da5096b5fb361aedcc74
Die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/235/72144 geführt und wurde zuletzt mit Freistellungsbescheid vom 5. Juni 2024 (gültig bis 4. Juni 2029) wegen Förderung steuerbegünstigter Zwecke von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit und somit als gemeinnützige Organisation anerkannt.