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„Es frisst dich auf, wenn du deine Kinder nicht versorgen kannst!“

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Dano
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Zwei Nachbarsfamilien im Projektgebiet Dano: Die Familie von Bauer Tashome isst nur Mais und hungert viele Wochen im Jahr. Die Familie von Bauer Boru dagegen kann sich ausgewogen ernähren, ist gesünder, und die Kinder gehen alle zur Schule. Der erstaunliche Unterschied zwischen den beiden Familien ist nur einem Umstand geschuldet: Bauer Boru hat die Hilfsangebote von Menschen für Menschen wahrgenommen.

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Die Maissäcke sind der Schatz der Familie. Im Laufe des Jahres schmilzt der Vorrat viel zu schnell dahin.

Tashome Dribis hofft auf die Unterstützung durch Menschen für Menschen. Wenn man auf seinen Hof im Dorf Gida tritt, ist die Not nicht auf den ersten Blick zu erkennen: Ein Hahn kräht, ein Hundewelpe tapst herum, und in einem der beiden Räume im Haus stapeln sich Säcke mit 1.200 Kilogramm Mais.

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Gerade hat die Familie die jährliche Ernte eingeholt. Doch dieser Mais muss ein ganzes Jahr für acht hungrige Menschen reichen: für Tashome Dribi, seine Frau Workenesch und ihre sechs Kinder. Braucht es Kleider oder ein neues Werkzeug, schrumpft das Lager, denn der Verkauf von Mais auf dem Markt ist die einzige Möglichkeit, an Geld für dringend benötigte Waren zu kommen. Wird ein Kind krank, brauchen die Eltern Geld für Medizin. Dann schmilzt das Maislager dahin wie Schnee in der Sonne. In der Regenzeit, viele Wochen vor der neuen Ernte, sind die Vorräte fast aufgebraucht.

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Dann backt Workenesch kein saures Fladenbrot mehr, was sonst die Hauptnahrung der Familie ist. Alle Familienmitglieder essen in dieser Zeit lediglich „Kollo“ – über dem offenen Feuer geröstete Maiskörner. „Wir haben nie genug“, sagt Tashome. „Normalerweise gibt es zwei Mahlzeiten am Tag, aber in der Regenzeit nur eine einzige.“

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Bauer Tashome Dribi, aus dem Dorf Gida im Projektgebiet Dano, profitiert bisher noch nicht von den Maßnahmen von Menschen für Menschen.

Galane, seine Jüngste, sitzt im schmutzigen Kleidchen auf der roten Lehmerde. „Kinder sind wie Pflanzen. Man muss sie hegen und pflegen“, sagt der Bauer. „Aber schaut euch meine Familie an. Alle sind dünn und zu klein.“

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Vier Jahre sei Galane alt, sagt Tashome. Sie sieht jünger aus, man schätzt das Mädchen auf nicht älter als drei Jahre. Desta besucht erst die erste Klasse, dabei ist sie schon zwölf Jahre alt. Sie musste lange fragen und betteln, bis Tashome sie endlich zur Schule gehen ließ: Hefte, Stifte und die Schuluniform kosten Geld.

Deshalb muss auch Marta, die Achtjährige, warten. “Wann darf ich zur Schule?” fragt sie manchmal. “Wenn du zehn bist”, sagt Tashome dann, der nicht weiß, ob er dieses Versprechen halten können wird. Manchmal, wenn Dorfkinder mit Heften im Arm Richtung Schule eilen, weint Marta.

Kanani, 20, die Älteste, verließ die Schule nach der 4. Klasse, um als Kleinhändlerin Geld für die Familie zu verdienen: Sie kauft Hülsenfrüchte auf dem Markt der Stadt Seyo, trägt die 25 Kilogramm schweren Waren auf dem Rücken in einem zweistündigen Marsch ins Dorf und verkauft sie in der Nachbarschaft. Der Verdienst pro Tour: 5 Birr, das sind umgerechnet 22 Cent.

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Frauen leiden an Blutarmut

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Workenesch Ayele, 32, die Frau von Tashome Dribi

Tashome Dribi und seine Familie gehört zu dem Drittel der äthiopischen Bevölkerung, das von chronischer Unterernährung betroffen ist: Zwar erleben sie keine so schlimme Hungersnot, dass ihr Leben akut bedroht wäre. Aber zumindest saisonal erhalten Eltern und Kinder zu wenige Kalorien.

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„In den letzten Monaten vor der neuen Ernte nehmen wir an Gewicht ab“, sagt Mutter Workenesch. Um das zu erkennen, braucht sie keine Waage: „Ich sehe es in den Gesichtern meiner Familie.“ Doch es mangelt ihnen nicht nur an Energie. Mais füllt den Magen, aber er liefert nicht alle Vitamine und Spurenelemente. „Als ich schwanger war, bin ich zur Gesundheitsstation, weil ich so schwach war“, erzählt Workenesch. „Sie sagten, ich litte unter Blutarmut.“

Eine Folge von Eisenmangel – für Frauen in Äthiopien, die viele Kinder bekommen und keine abwechslungsreiche Kost zu sich nehmen, ist das eine alltägliche Diagnose. Zwar nimmt Workenesch nun Eisentabletten, “aber immer noch fühle ich mich häufig schwindelig”, erzählt die Bäuerin, “alles dreht sich um mich herum.”

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Großes Potential

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Etwa zwei Drittel der Menschen in der Projektregion Dano ging es so wie der Familie von Workenesch und Tashome, als Menschen für Menschen dort vor zwei Jahren seine Arbeit begann, schätzt der ehemalige Projektleiter Esrael Asfaw: Sie leiden am sogenannten versteckten oder stillen Hunger. „Ihre Armut ist in der Regel zwei Ursachen geschuldet“, erklärt Asfaw. „Es fehlt an Potential oder an Wissen.“ In Dano seien die naturräumlichen Voraussetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft sehr gut, es fehlt also nicht am Potential. Doch mangle es den Menschen an Kenntnissen, die natürlichen Ressourcen auch effizient zu nutzen.

„Nehmen wir die Kartoffeln“, sagt Esrael Asfaw: „Lokale Sorten gibt es hier seit Jahrhunderten. Sie bringen ungefähr eine halbe Tonne Ertrag pro Hektar. Aber wenn die Bauern unsere verbesserten Sorten anpflanzen, können sie bis zu 20 Tonnen pro Hektar ernten!“ Auch Produkte, die sich auf dem Markt zu gutem Geld machen lassen, seien möglich: Ölpflanzen, Erdnüsse, Sonnenblumen, Sesam und vielerlei Gemüse.

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Alte Methoden, karge Ernte: Tashome bearbeitet sein Feld mit einem Pflug, wie er seit Jahrhunderten in Gebrauch ist.

Doch zu helfen ist gar nicht so einfach: Die Menschen sind skeptisch. Auch Tashome hatte schon vor knapp zwei Jahren die Chance erhalten, an landwirtschaftlichen Trainings teilzunehmen und verbessertes Saatgut zu erhalten. „Doch wie viele andere Bauern war ich misstrauisch“, gibt Tashome zu. „Wir fragten uns: Warum wollen uns die Fremden helfen? Haben sie eine geheime Absicht?“

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Wer wagt, gewinnt

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Auch Boru Gemetschu, 43, und seine Familie freuen sich heute, dank der Hilfe von Menschen für Menschen, über eine ertragstarke Ernte.
Auch Boru Gemetschu, 43, und seine Familie freuen sich heute, dank der Hilfe von Menschen für Menschen, über eine ertragstarke Ernte.
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Saatgut und landwirtschaftliche Kurse von der Äthiopienhilfe und fleißige Hände bescheren der Familie von Bauer Boru nun auch eine üppige Zwiebelernte.

Doch Boru ließ sich auf das Hilfsangebot ein. Er begann die neuen ertragsstarken Kartoffeln von Menschen für Menschen anzubauen, daneben Rote Bete, Paprika, Zwiebeln, Tomaten. Er verkauft diese Marktfrüchte mit gutem Gewinn in der Kleinstadt Seyo, wo Händler mit Lastwagen sie aufkaufen, um sie weiter in die großen Städte zu transportieren.

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Außerdem hat seine Frau im Heimwirtschaftskurs der Stiftung gelernt, wie eine ausgewogene Ernährung aussieht, so dass jetzt das ganze Jahr über auch Gemüse auf dem Speisezettel steht.

“Früher fühlte ich mich schwach, ich war ständig in der Gesundheitsstation, aber wirklich helfen konnten sie mir dort nicht”, sagt Masay. “Doch in den vergangenen zwei Jahren war ich kein einziges Mal dort!” Die Töchter Derebe, 16, und Bogale, 15, können die weiterführende Schule in der Kleinstadt Seyo besuchen, die von Menschen für Menschen erweitert und modernisiert wurde: “Nun können wir die Kosten für die Schuluniformen und einen Schlafplatz in Seyo tragen.”

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Echte Perspektiven

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„Früher fühlte ich mich schwach. Aber seit wir ausgewogen essen können, bin ich gesund und stark.“
Bäuerin Masay Alata
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Tashome, der arme Nachbar, will nun auch so prächtige Zwiebelbeete und fette Ochsen wie Boru, der inzwischen vier Tiere kaufen und mästen konnte – Ochsen sind mangels Bankkonten so etwas wie das Sparbuch der Bauern, sie werden verkauft bei größeren Investitionen auf dem Hof oder unerwarteten Ausgaben. Tashome tippt mit dem Zeigefinger auf seine Brust, und sagt: „Es frisst dich von innen auf, wenn du deine Kinder nicht ordentlich versorgen kannst. Aber nun habe ich erkannt, dass uns Menschen für Menschen eine echte Perspektive bietet.“

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Jetzt kann Masay Alata für ihre Familie jeden Tag das traditionelle Fladenbrot backen.
Jetzt kann Masay Alata für ihre Familie jeden Tag das traditionelle Fladenbrot backen.
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Die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/235/72144 geführt und wurde zuletzt mit Bescheid vom 6. September 2021 wegen Förderung steuerbegünstigter Zwecke von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit und somit als gemeinnützige Organisation anerkannt.