
Bessere Lebensbedingungen
Abgeschlossenes Projektgebiet Borena (2011 - 2023)
Menschen für Menschen setzt sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der weiblichen Bevölkerung in Äthiopien ein. Allein im Jahr 2016 besuchten 6.750 Frauen hauswirtschaftliche und handwerkliche Trainings. 1.792 Frauen nahmen Mikrokredite in Anspruch.
Veröffentlicht am 23. November 2019
“Wer sich, wie wir, in Äthiopien für Frauen einsetzt, bricht mit uralten Traditionen. Damit machen wir uns nicht nur Freunde. Viele Männer möchten zum Beispiel nicht, dass ihre Frauen auch etwas verdienen, dass sie selbstständig – und selbstbewusst werden. Einmal erhielt eine Frau einen Mikrokredit, von dem sie sich ein Schaf kaufen konnte – mit dem Verkauf von Milch und Wolle wollte sie ein wenig Geld verdienen. Als ihr Mann davon erfuhr, forderte er sie auf, das Tier wieder zu verkaufen.
Doch die Frau wehrte sich. Sie zog mit dem Tier zu Verwandten. Anschließend haben wir in Gesprächen zwischen den Ehepartnern vermittelt. Am Ende willigte der Mann zähneknirschend ein. Doch es sind nicht nur Männer, auch manche Frauen stemmen sich gegen Veränderungen. Wenn wir zum Beispiel Zement-Öfen verteilen, die weniger Holz verbrauchen und kaum Rauch produzieren, nutzen einige Frauen diese gar nicht, sondern halten lieber am Althergebrachten fest. Oft schaffen wir es aber, sie zu überzeugen.
Wenn ich Rückschläge erlebe, denke ich immer an meine Mutter. Sie hat meine drei Geschwister und mich ganz allein großgezogen, nachdem unser Vater sie verlassen hatte. Um uns zu ernähren, hat sie ein kleines Stück Land bewirtschaftet und „Tella“, hausgemachtes Bier verkauft. Davon konnte sie uns gerade so ernähren. Ich glaube, von ihr habe ich gelernt, nicht aufzugeben, auch wenn die Aufgabe noch so riesig erscheint.“

– ASEGEDECH SIMEGN (48) ist seit 17 Jahren als Sozialarbeiterin bei Menschen für Menschen im Projektgebiet Borena tätig.