Frau wäscht Kleider an einer Quellfassung

Multifunktionale Quellfassung für Dibu

Multifunktionale Quellfassung für Dibu

Abgeschlossenes Projektgebiet Borecha (2007 - 2017)

Trinkwassermangel ist im ländlichen Äthiopien für vier von zehn Menschen Alltag. Brunnen sind rar und ungefasste Quellen und Wasserlöcher oft stark mit Krankheitserregern verschmutzt. Viele Menschen, zumeist aber Mädchen und Frauen, laufen mehrere Stunden bis zur nächsten Wasserstelle – und mit schweren Kanistern heimwärts.

Gemeinsam mit der Bevölkerung bauen wir deshalb an zentral zugänglichen Orten Handpumpbrunnen, Quellfassungen, Auffangbecken für Regenwasser oder ganze Wasserversorgungssysteme. Die Anlagen werden von Gemeindemitgliedern sauber gehalten und gereinigt. Auch Bewusstseinsbildung und Trainings zur Wartung und Pflege tragen dazu bei, die Nachhaltigkeit der Wasser- und Hygieneprojekte zu sichern.

Ausgangssituation

Im ländlichen Äthiopien sieht man sie überall auf den Straßen und Wegen: Menschen, mit gelben Plastikkanistern, auf dem Weg zur Wasserstelle. Meist sind es Frauen und Mädchen, die diese Arbeit übernehmen.

Eine Frau schöpft Wasser an einem Rinnsaal, an dem auch das Vieh trinkt.
Das Wasser an den Rinnsalen ist sehr verunreinigt. Auch das Vieh nutzt die Stelle als Tränke.

Nicht selten müssen sie viele Kilometer bis zum nächsten Fluss oder zur nächsten Quelle laufen. Und wer keinen Esel hat, schleppt zwanzig Liter oder mehr aus eigener Kraft wieder zurück – Wasser, das häufig nicht mal sauber ist: Da es an Brunnen oder Quellfassungen mangelt, schöpfen viele Menschen was sie benötigen aus Flüssen, Bächen oder Rinnsalen. Weil das Vieh dieselben Stellen als Tränken nutzt, ist das Risiko, krank zu werden, groß. Zugleich versickert ein Großteil des Wassers, das auch für die Bewässerung von Feldern genutzt werden könnte, einfach im Boden.

Wie in Dibu: Das Dorf in der Projektregion Borecha zählt 57 Haushalte, also rund 350 Einwohner, die lange Zeit von einer einfachen Quelle abhängig waren. „Aber das Wasser hat nie gereicht, und die Kinder wurden immer wieder krank davon“, sagt Tajure Fares. Eigentlich, so die 45-jährige Bäuerin und Mutter von vier Söhnen, konnte man damit nicht einmal die Wäsche waschen. „Es war sehr verunreinigt. Aber was sollten wir machen? Wir hatten ja nichts anderes.“

Ziele

Menschen für Menschen schafft in den Gemeinden gemeinsam mit den Bewohnern einen dauerhaften Zugang zu sauberem Trinkwasser und sorgt – auch durch Training und Bewusstseinsbildung – für eine nachhaltige Verbesserung der Hygiene- und Gesundheitssituation.

Nutznießerin der Irisa Quelle
Tajure Fares, 45, Nutznießerin an der Irissa Quelle

Nach der Installation von Handpumpbrunnen oder Quellfassungen werden diese von den Mitgliedern sogenannter „WaSH*-Komitees“ gepflegt und verwaltet.

* WaSH steht für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene

Ein Mitarbeiter von Menschenfür Menschen erklärt den Frauen die Nutzung der Quellfassung

„Früher haben wir hier Wasser geschöpft und die Wäsche gewaschen. Außerdem hat das Vieh hier gesoffen und das Wasser verunreinigt. Deswegen waren unsere Kinder oft krank. Und die Wäsche sah nach dem Waschen oft schmutziger aus als vorher, weil das Wasser braun war von Lehm und Schlamm. Seit wir die Quellfassung haben, ist das alles vorbei.“

Fait Abafita (links), 50, Nutznießerin an der Itissa-Quelle bei Dibu

Maßnahmen

Um die Situation in Dibu nachhaltig zu verbessern, hat Menschen für Menschen eine „Multifunktionale Wasserstelle“ installiert. Sie ermöglicht es, das kostbare Nass in verschiedenen Abstufungen zu nutzen: Zunächst speist die natürliche Quelle ein Reservoir.

Gossay Tadesse, 35, Supervisor Wasserversorgungsprojekte im Construction Department
Gossay Tadesse, 35, Supervisor Wasserversorgungsprojekte im Construction Department

Hier können die Menschen über eigens installierte Hähne abzapfen, was sie zum Trinken und Kochen benötigen. Überschüssige Mengen gelangen in eine Viehtränke sowie zu einem Waschplatz, und was hier überläuft, wird für die Bewässerung von Feldern genutzt. „Auf diese Weise sichern wir die Qualität des Wassers, das die Dorfbewohner trinken“, sagt Gossay Tadesse, 36, Abteilungsleiter für Wasserprojekte in Borecha.

„Ein weiterer Vorteil ist, dass wir es sehr effizient nutzen, was sich gerade in regenschwachen Zeiten auszahlt.“ Allein in den vergangenen sieben Jahren hat Gossay Tadesse den Bau von 49 Quellfassungen und 32 Brunnen in der Region geleitet. „Dabei wählen wir die Standorte sehr genau aus, um sicher zu sein, dass sie auch den gewünschten Erfolg für die Menschen bringen.“

Ergebnisse

„Früher fühlte ich mich schwach, ich war ständig in der Gesundheitsstation, aber wirklich helfen konnten sie mir dort nicht“, sagt Masay. „Doch in den vergangenen zwei Jahren war ich kein einziges Mal dort!“ Die Töchter Derebe, 16, und Bogale, 15, können die weiterführende Schule in der Kleinstadt Seyo besuchen, die von Menschen für Menschen erweitert und modernisiert wurde: „Nun können wir die Kosten für die Schuluniformen und einen Schlafplatz in Seyo tragen.“

Die Menschen in Dibu profitieren auf verschiedene Weise von der Wasserstelle mit den vielen Funktionen: „Wir sind glücklich, dass wir jetzt sauberes Wasser trinken können“, sagt Tajure Fares. „Die Kinder sind viel weniger krank.“ Der neu eingerichtete Waschplatz, so Tajure, sei ebenfalls eine deutliche Verbesserung. „Wir können jetzt viel leichter unsere Wäsche waschen und wringen. Und sie wird auch ohne Seife viel sauberer als vorher.“

Zudem gehören Tajure Fares, ihr Mann und ihre Kinder zu jenen Familien im Dorf, die auch von den neuen Möglichkeiten der Bewässerung profitieren: Früher bauten sie nur Sorghum und Mais an, doch jetzt können sie auf einigen Feldern auch Rote Bete und Karotten ziehen. „Früher haben wir uns einseitig ernährt, aber seit wir mehr erwirtschaften, kann die ganze Familie ausgewogener und besser essen“, sagt Tajure.

Auch Kinder profitieren von der neuen Waserstelle
Vor allem auch die Kinder profitieren von der neuen Wasserstelle. Heute sind sie deutlich weniger krank.
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