Noch genau erinnert er sich an einen Jungen, der einst mit seinem Vater zu ihm kam. Er litt an Magenkrämpfen, war appetitlos. Kalehiwot erkannte, dass der Junge von einem Darmparasiten befallen war. Er gab ihm den Saft einiger Blätter. Bereits kurze Zeit später ging es dem Patienten besser. „Heute ist er groß, arbeitet und hat selbst Kinder“, sagt Kalehiwot stolz. Regelmäßig tauscht er sich mit Gleichgesinnten aus, ist Vorsitzender einer Vereinigung von rund 150 Kräutermedizinern und Heilern aus der Gegend. Vor einigen Jahren starteten sie mit Wissenschaftlern der Universität der nahe gelegenen Stadt Debre Berhan ein außergewöhnliches Projekt. „Wir haben ihnen Bäume und Sträucher gegen Grippesymptome und Kopfschmerzen gezeigt, die sie in ihren Laboren untersucht haben“, erklärt Kalehiwot. „Sie bestätigten die Wirkung.“ Mit der Zusammenarbeit möchten er und die anderen die Heilkraft der Pflanzen beweisen, jüngere Menschen für die Kräutermedizin begeistern und darauf aufmerksam machen, dass die Wälder vor Abholzung geschützt werden müssen. „Es ist so wichtig, dass unsere Lehre nicht verloren geht“, sagt Kalehiwot. „Denn die Natur kann uns Menschen helfen.“