So unterschiedlich die Studierenden am ATTC von Menschen für Menschen, so unterschiedlich auch ihre Zukunftspläne. Sara träumt etwa davon, ihrem Land etwas zurückzugeben.

Saras Traum: Eine eigene Hilfsorganisation gründen
Zukunft zu Hause
Sara Hailemariam studiert im dritten Semester Elektrik und Elektrotechnik. Die 21-Jährige ist eine der erfolgreichsten ihres Jahrgangs und hat die letzten Prüfungen mit den bestmöglichen Ergebnissen abgeschlossen.
Dafür habe sie aber auch hart gearbeitet und möchte den Standard zukünftig natürlich halten. “Auch mein Bruder hatte im Studium an der Universität von Addis Abeba sehr gute Zensuren”, erzählt sie. “Das motiviert mich natürlich. Und schließlich mache ich damit auch meine Eltern glücklich.” Saras Eltern leben in einem modernen Haus in Harar unweit des Colleges. Sie unterhalten einen kleinen Laden für Wein und Liköre. “Meine Eltern sind froh, dass ich als jüngstes ihrer Kinder am ATTC genommen wurde und nicht weit von zu Hause weg bin”, erzählt Sara.
Praktisch orientierte Ausbildung am ATTC
Sara hat eine Schule der Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer, keine 500 Meter entfernt vom College besucht. Dort habe sie auch vom ATTC erfahren, von der guten, sehr praktisch orientierten Ausbildung und dem angenehmen Miteinander auf dem Campus. “Ich habe vor der Aufnahmeprüfung das Gelände des College besucht, mich umgeschaut und schließlich beschlossen, dass ich hier studieren möchte.” Von staatlicher Seite war ihr ursprünglich ein Platz an der Hawassa Universität – etwa 650 Kilometer entfernt – zugewiesen worden.


Gemeinsam mit ihrer guten Freundin Fikerte Gebre lernt Sara in der gut ausgestatteten Bibliothek des College (l.). Ihre Eltern, die unweit des ATTC ein Haus haben, sind stolz auf ihre jüngste Tochter und unterstützen, wo sie nur können.
Sara hat sich mittlerweile hier eingelebt, hat viele Freundinnen und Freunde am College: “Das Miteinander zwischen Jungs und Mädchen ist sehr gut hier”, sagt sie. “Beziehungen sind ganz normal – auch wenn man es nicht unbedingt öffentlich zur Schau stellt.” Sara und ihre beiden Freundinnen wirken wie ein eingespieltes Team, die sich hier integriert und zurechtgefunden haben. In ihren Zimmern auf dem Campus sind sie jeweils zu sechst. Anfangs dürfen sich die Studierenden ihre Zimmergenossen aussuchen, damit sie sich eingewöhnen, später werden die Räume alphabetisch besetzt.
Saras Wünsche: Eine Hilfsorganisation und Frieden
Ihre berufliche Zukunft sieht Sara ebenfalls in Äthiopien, auch wenn sie sich vorstellen kann, für den Masterstudiengang nochmal ins Ausland zu gehen.
“Ich möchte zuerst einmal Geld verdienen und dann vielleicht eine eigene Hilfsorganisation gründen, mit der ich Kinder unterstützen kann, die es nicht so gut haben wie ich.”
Sie habe vom Abdii Borii-Kinderheim in Mettu gehört und sich über die integrierten Projekte von Menschen für Menschen informiert, erzählt sie.
Für Äthiopien wünscht sie sich zunächst einmal Frieden. “Die Menschen müssen ihre Gemeinsamkeiten teilen, wir müssen uns vielleicht erst gegenseitig lieben lernen und vor allem ethnische Konflikte überwinden.” Ihre Heimat sei ein gutes Beispiel, denn Harar – auch “Stadt des Friedens” genannt – sei ein Konglomerat unterschiedlicher Religionen. “Hier respektieren und helfen sich die Menschen gegenseitig, Muslime und Christen feiern gemeinsam Feste – viel mehr als in vielen anderen Landesteilen Äthiopiens.”