Technische Lösungen für Probleme des Landes zu fördern war erklärtes Ziel von Menschen für Menschen, als die Stiftung 1992 das College gründete. Schon damals reagierte die Äthiopienhilfe auf den steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften, heute werden sie umso mehr gebraucht. Zwar leben noch immer rund 70 Prozent der Äthiopier als kleinbäuerliche Selbstversorger, doch das Land hat in den vergangenen Jahren einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt: Seit 2005 steigt das Bruttoinlandsprodukt jährlich zwischen sieben und knapp zwölf Prozent. Industrieparks und Infrastrukturprojekte werden vorangetrieben, wie Staudämme und Wasserkraftwerke, Eisenbahnstrecken und Straßen oder die erste elektrische Straßenbahn in Subsahara-Afrika, die 2015 in Addis Abeba eingeweiht wurde.
Das ATTC gehört zu den besten Hochschulen des Landes. Das Studium ist kostenlos. Maschinen, Werkzeuge, Arbeitskleidung, Bücher, sowie Verpflegung und Unterkunft für Studenten werden durch Spenden finanziert. Nur so kann gewährleistet werden, dass talentierte junge Menschen aus armen Verhältnissen die Möglichkeit zu einem Studium bekommen. Jahr für Jahr gehen rund 1.500 Bewerbungen für etwa 220 Studienplätze ein. Die Bewerber, die nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung schließlich einen der begehrten Plätze ergattern, können sich nach einem Studium-Generale-Jahr zwischen vier Studiengängen entscheiden und innerhalb von vier Jahren in Fertigungstechnik, Elektronik & Elektrotechnik und Automobiltechnik mit einem Bachelor of Arts abschließen.
Der Studiengang Agrarökologie dauert drei Jahre. Bereits während dieser Zeit übernehmen viele Studierende Auftragsarbeiten von Unternehmen und Behörden. “Es ist toll, mitzuerleben, wie sich die jungen Menschen bei uns weiterentwickeln”, sagt Fertigungstechniker Tesfaye. Am Anfang wüssten die meisten nicht einmal genau, welche Metalle es gibt, am Ende verstünden sie komplexe Maschinen. Und können sie selbst herstellen.