“Wir machen jetzt gleich eine Pause”, dringt eine laute Stimme durch die halbdunkle Werkstatt. Sie gehört Yeshi Muheye. Die 44-Jährige ist die Sprecherin der Gruppe und ebenfalls alleinerziehende Mutter. Früher stand sie häufig noch vor dem Morgengrauen auf und sammelte auf einen nahgelegenen Berg Feuerholz, das sie später auf dem Markt verkaufte. Von dem geringen Erlös konnte sie kaum sich und ihre drei Kinder ernähren, machte sich aber strafbar und riskierte verhaftet zu werden. Denn wegen der drohenden Erosion an den Hängen ist es verboten, auf dem Berg Holz zu schlagen.
Das Jobtraining von Menschen für Menschen bot Yeshi eine Alternative. Während des einmonatigen Webkurses erhielt sie wie alle anderen Teilnehmenden umgerechnet 90 Euro, weil sie in dieser Zeit nichts verdienen konnte. Das Geld reichte, um sogar noch ein Schaf und einige Hühner anzuschaffen. Mit dem Verkauf der Eier kann Yeshi für ihre Kinder und sich sorgen und ihre 15-jährige Tochter Kemila kann endlich wieder regelmäßig zur Schule gehen.
Noch leben wie Yeshi alle Mitglieder der Teppichgruppe von solchen Nebenerwebstätigkeiten, die sie mithilfe von Menschen für Menschen aufbauen konnten. Für ihre Teppiche erhalten sie je nach Größe umgerechnet zwischen vier und 15 Euro. Den Großteil der Gewinne investieren sie in neue Wolle, Plastik oder andere Materialien auf dem Markt und vor allem sparen sie: 26.000 Birr, etwa 800 Euro, liegen bereits auf einem Bankkonto. “Wenn wir genug Geld haben, wollen wir einen Lieferwagen kaufen”, erzählt Yeshi. “Damit können wir unsere Produkte zu den größeren Märkten bringen, wo wir auch mehr verdienen.”
Ein großer Plan, doch die Teppichweber trauen sich zu, diesen umzusetzen. Das Jobtraining hat sie selbstbewusster gemacht. “Früher haben viele nicht einmal gewagt, ihre Meinung zu sagen. Heute fühlen sie sich sicher und stark.”, sagt die Sozialarbeiterin Zumra. Besonders stolz ist sie auf Yeshi, die nicht nur als Sprecherin der Gruppe Verantwortung übernimmt. “Früher haben mich häufig Zukunftssorgen geplagt”, sagt Yeshi. “Heute habe ich keine Angst mehr. Ich möchte, dass auch andere, denen es heute ähnlich geht wie mir früher, die gleiche Chance bekommen.”