
Hauswirtschaftstrainings gegen Mangelernährung
Abgeschlossenes Projektgebiet Wore Illu (2014 - 2023)
Zwei Jahre ist es her, dass Mitarbeitende von Menschen für Menschen das Dorf Bille Agere in der Projektregion Wore Illu erstmals aufsuchten, um Hussen und den anderen Bauern von den Vorteilen des Gemüseanbaus zu erzählen. Sie erklärten ihnen, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung für die Gesundheit ist. Und sie rechneten ihnen vor, wie viel sie ernten und welchen Umsatz sie auf den Märkten machen könnten. Etwa ein Drittel der Menschen in den Entwicklungsländern ist von chronischer Mangelernährung betroffen.
Veröffentlicht am 14. November 2019
Der Grund dafür ist, dass die Menschen sich nur Brot und Brei aus verschiedenen Getreidesorten leisten können. Essen, das zwar den Magen füllt, dem aber wichtige Nährstoffe wie Vitamin A, Jod, Zink oder Eisen fehlen. Zieht sich dieser einseitige Speiseplan über einen längeren Zeitraum, können „Mikronährstoffdefizite“ auftreten, der so genannte „versteckte Hunger“.

Seine Folgen für Erwachsene sind Mangelerscheinungen wie Erschöpfung und Anfälligkeit für Infekte. Während der Schwangerschaft kann die Mangel ernährung zu Fehlentwicklungen beim Ungeborenen führen. Zudem haben die Mütter nach der Geburt oft nicht genug Muttermilch, um zu stillen.
Für viele Kinder beginnt auf diese Weise ein Leidensweg, der sich nicht selten mit den Jahren verschlimmert: Nährstoffmangel kann Wachstumsstörungen, Behinderungen, Immun schwäche, Blindheit und viele weitere gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Unicef zufolge ist jedes vierte Kind auf der Welt mangelernährt. Mangelernährung ist kein Problem, das nur Menschen in den Entwicklungsländern betrifft. Auch in der Überflussgesellschaft, kann falsche Ernährung zu Mangelerscheinungen führen. Gleichwohl lebt die überwältigende Mehrheit der rund zwei Milliarden Menschen, die an „Verstecktem Hunger“ leiden, in den Entwicklungsländern. Der Schlüssel zu einer besseren Versorgung dieser Menschen, ist eine innovative Landwirtschaft. Sie schafft Ernährungssicherheit und kann zum Motor einer erfolgreichen, nachhaltigen Entwicklung werden. Zudem bietet sie jungen Menschen Beschäftigung und wirkt so der anhaltenden Landflucht entgegen.
Während Hussen und seine Frau durch ihr Feld waten, haben sich ein paar hundert Meter weiter, im Gemeindehaus von Bille Agere, Dutzende von Frauen aus dem Dorf zum gemeinsamen kochen versammelt. In mehreren Teams schälen und hacken sie die neuen Gemüsesorten und verrühren sie zu würzigen Eintöpfen.

Auf einer Bank werden die fertigen Gerichte aufgereiht und verkostet. Im Anschluss tauschen die Frauen untereinander Rezepte und Tipps aus.
„Der Anbau der neuen Pflanzen ist der erste wichtige Schritt. Der zweite besteht darin, die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zu verändern“, sagt Zumera Eberia. Die 25-jährige Sozialarbeiterin leitet das Frauenprojekt in Bille Agere, zu dem neben der Kochaktion auch die Verbesserung der hygienischen Situation in den Haushalten und die Verteilung von holzsparenden Öfen zählt.

Vor allem die Männer seien stur, was ihre Ernährung betreffe, weiß Abiot. Am liebsten äßen sie „Injera“, ein Fladenbrot aus Sauerteig mit „Shiro“, einem würzigen Bohnengericht.
„Es dauerte eine Weile, bis sie die neuen Gerichte kosteten“, sagt auch Taito Muhye, 43, die Sprecherin der Frauengruppe von Degnu. Nach einiger Zeit aber hätten sie sich darauf eingelassen. „Und jetzt merken sie, wie gut ihnen diese Speisen tun.“ Vor allem die Kinder klagten weniger über Bauchschmerzen, seien kräftiger und seltener krank. Den Kindern von Hussen und Fatima geht es auch besser, seit zu Hause mehr Gemüse auf dem Speiseplan steht. Eine wichtige Voraussetzung auch für Erfolg in der Schule.