Mehrere Meter ragt die Krone des Korallenbaumes am Rande des Dorfes Kedo gen Himmel. Er gilt hier als gutes Omen: Wo er wächst, so glauben die Menschen, gibt es ausreichend Wasser. Doch bis vor einigen Monaten profitierten die Bewohnerinnen und Bewohner Kedos kaum von dem flüssigen Schatz unter ihren Füßen.
Zwar schöpften sie ihr Wasser unweit des Dorfes, doch die natürliche Quelle versiegte regelmäßig. „Oft musste ich lange warten, bis ich meine Kanister füllen konnte”, erinnert sich Ule Uta, die gemeinsam mit ihrem Mann und den sieben Kindern in Kedo lebt. „Besonders, wenn viele Nachbarinnen vor mir da waren.” Im vergangenen äthiopischen Sommer, zwischen Oktober und Februar, war die Situation besonders angespannt: Tagelang war das Wasserloch nicht mehr als eine dreckige Pfütze oder lag sogar komplett trocken. Ule und den anderen Frauen blieb nichts anderes übrig, als ihr Wasser an einem weit entfernten Brunnen zu schöpfen, den die Regierung vor einigen Jahren errichtet hatte. „Hin und zurück waren wir mehr als eineinhalb Stunden unterwegs”, erzählt Ule.